Als Dolmetschkollektiv setzen wir uns dafür ein, Sprachbarrieren zu überwinden. Wir möchten Bewusstsein dafür schaffen, wie Sprache und Macht zusammenhängen. Daher stellen wir uns zu Beginn eines jeden Einsatzes kurz vor, damit alle Zugang zur Verdolmetschung haben und damit klar wird, wie wir einen Beitrag zu Euren politischen Kämpfen leisten können.
Unsere Arbeit beschränkt sich nicht auf das Dolmetschen. Wir können – je nach Absprache – vielfältige Koordinationsaufgaben im Vorfeld, während der Veranstaltung und danach übernehmen (z.B. Veranstaltungsplanung, Technik & Aufbau, Dolmetscher*innen-Koordination, v.a. wenn es weitere externe Dolmetscher*innen gibt, usw.). Das klappt aber nur, wenn Verdolmetschung und die damit verbundenen Anforderungen auch von Euch als Orga-Gruppe ernst genommen werden und Ihr uns bei Orga, Logistik etc. unterstützt.
Dolmetschen ist eine sehr anstrengende und intensive Tätigkeit, vom damit verbundenen Koordinationsaufwand ganz zu schweigen. Daher ist es uns wichtig, dass wir uns zusammen bemühen, gute Arbeitsbedingungen und gegenseitige Unterstützungsstrukturen sicherzustellen.
Dazu gehören von der Veranstalter*innen-Seite:
- Vor der Veranstaltung:
- rechtzeitiges Anfragen (mindestens drei Wochen im Voraus)
- aktives Bemühen um Mehrsprachigkeit bei Organisator*innen, Referent*innen und Zielgruppen. Dazu gehört:
- mehrsprachige Bewerbung der Veranstaltung. Das heißt, dass alle Informationen zur Veranstaltung in alle zu verdolmetschenden Sprachen übersetzt werden.
- Transparenz zum Mehrsprachigkeitskonzept: Anmeldesystem, um sicherzustellen, dass wir auch wirklich gebraucht werden
- Sicherstellen, dass das Veranstaltungsformat so barrierearm ist, wie möglich (z.B. Zielpublikum bei Online-Formaten: nicht alle Menschen wohnen in gemieteten / gekauften Wohnungen mit Strom, stabilem Internet und eigenen Endgeräten)
- eine (oder zwei) Ansprech- und Unterstützungspersonen, die mit uns den Einsatz planen, die Anforderungen an Mehrsprachigkeit mit auf dem Schirm haben und uns bei Koordination und Logistik unterstützen (Wir geben gerne unser Wissen und unsere Erfahrung zur mehrsprachigen Veranstaltungsplanung weiter!)
- klare Kommunikation bezüglich des Programms, der jeweils gesprochenen und zu verdolmetschenden Sprachen
- unmittelbare Weitergabe von Infos, wenn sich Programm, Redner*innen etc. ändern
- mindestens zwei Tage vorher: Vorbereitungsmaterial der zu verdolmetschenden Redner*innen (Präsentationen, Manuskripte, Notizen)
- Während der Veranstaltung:
- grundlegende Verpflegung (Trinkwasser, bei längeren Einsätzen leckeres Essen) für mindestens zwei Dolmetscher*innen pro Sprache
- menschenfreundliche Pausenzeiten
- Fünf Minuten Eurer Zeit zu Veranstaltungsbeginn, damit wir unser Kollektiv vorstellen und die Dolmetschsituation allen zugänglich machen können
- eine Spende (zur Deckung der Fahrtkosten und für Dolmetschtechnik). Wir erwarten eine von Anfang an transparente Kommunikation über die zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel für alle Beteiligten (Organisator*innen, Referent*innen, Dolmetscher*innen).
Deshalb brauchen wir Folgendes von den Redner*innen:
- Schickt uns mindestens zwei Tage vor unserem Dolmetscheinsatz Euer Vortragsmaterial (Präsentationen, Manuskripte, Notizen), damit wir uns vorbereiten können. Das Material wird streng vertraulich behandelt. Ohne Material können wir keine qualitativ gute Arbeit leisten.
- Sprecht in einem vernünftigen Tempo, stellt hin und wieder Augenkontakt zu den Dolmetscher*innen her.
- Frei vorgetragene Beiträge eignen sich viel besser als vorgelesene Texte. Wir können keine gute Verdolmetschung leisten, wenn Ihr superschnell einen ausgeschriebenen Text vorlest.
- Sprecht Zahlen, Namen, Orte und Eigennamen besonders deutlich aus.
- Erklärt Abkürzungen, wenn diese nicht allgemein bekannt sind.
Zuletzt noch ein paar grundsätzliche Gedanken zu dem, was wir NICHT leisten können:
Wir sind kein Kollektiv, an das jegliche Fragen von (sprachlicher) Inklusion einfach outgesourced werden können. Auch wissenschaftliche / theoretische / aktivistische Sprache schafft Barrieren, die wir nicht einfach ausgleichen können.
Mehrsprachigkeit bedeutet nicht, einfach ein paar „Geflüchtete“ einzuladen, die dann in einer Ecke der Verdolmetschung zuhören. Mehrsprachige Veranstaltungen bedeuten, dass auch in der Orga- und Programmstruktur verschiedene sprachliche Hintergründe vorhanden sind oder reflektiert werden. Wir haben leider nicht die Kapazitäten, Veranstaltungen zu begleiten, die von deutschsprachigen Leuten organisiert werden und sich hauptsächlich an ein deutschsprachiges Publikum richten. Für uns ändern sich Strukturen nicht, wenn wir dann für ein bis zwei oder eine kleine Handvoll Leute dolmetschen, die damit dennoch in der Minderheits- und sprachlich marginalisierten Position bleiben. Wir möchten nicht, dass unsere Verdolmetschung dazu beiträgt, dass einfach alle anderen weiter in ihrer dominanten Sprache (oft aktivistisches Deutsch oder Englisch) reden können ohne sich Gedanken um sprachliche Inklusion machen zu müssen, weil dazu ist ja interpRISE am Start… Anders ausgedrückt: Wer wird von der Orga als zuhörend / zusehend verstanden und wem wird die Möglichkeit gegeben, selbst beizutragen?
Entsprechend können wir auch nicht zu Veranstaltungen kommen, die nicht klar verschiedene Sprachgruppen einschließen oder ein Anmeldesystem vorsehen.